Teilen
Schild für Schild, Taferl für Taferl
Der aufwendige Weg zu einer korrekt ausgeschilderten Tourismusregion
Wer kennt es nicht: Man wandert und genießt die Natur, vergisst ein wenig die Welt um sich herum und ist dann froh, wenn einem an der nächsten Gabelung eines der vertrauten gelben Schilder den Weg weist. Weitere Gedanken macht man sich dann meist keine mehr. Der Aufwand, der hinter einem einzigen Schild oder einem einzigen Taferl auf einer Aussichtsbank steckt, ist wohl keinem so richtig bewusst.
Auf den Millimeter genau
Rund 6000 Schilder stehen an den Wanderwegen auf Tirols Hochplateau. Sie alle gilt es zu warten, bei Schäden zu ersetzen und, seit das Land Tirol 2018 das neue Tiroler Wander- und Bergwegekonzept ins Leben gerufen hat, zu vereinheitlichen. Das Ziel der neuen, einheitlichen Schilder ist es, die Qualität und damit die Orientierung und Sicherheit auf Tirols Bergwegen zu erhöhen. „Farbe, Maße, die Aufteilung der aufgedruckten Informationen, die Schriftarten und zugehörigen Symbole sind auf den Millimeter genau vorgegeben“, erklärt Josef Faltejsek, der Zuständige für Sicherheit, Qualität und Service von Wegen und Loipen im TVB Seefeld.
Im TVB werden alle Schilder selbst hergestellt; eine Vergabe nach außen erfolgt nicht. „So sind wir maximal flexibel und schnell“, sagt Faltejsek. „Denn wenn ein Schild heute kaputt ist, hilft es nichts, wenn der Ersatz vier Wochen Lieferzeit hat.“ Von 2018 bis 2023 wurden alle Schilder und Tafeln gefräst. Diese Tätigkeit war relativ umständlich: Jede Tafel musste einzeln und von Hand bearbeitet werden. Seit einem Jahr steht eine Laser-Gravur-Maschine im TVB-Bauhof – ein großer Zugewinn. „Mit ihr sind wir fünfmal so schnell und erfüllen die Normvorgaben des Landes einwandfrei.“ Von Hand war das millimetergenaue Fräsen eine Mammutaufgabe.
Lasergravur und digitale Erfassung
Seit der Anschaffung der Lasermaschine konnten rund 900 Schilder erneuert werden. Die Regionen Gaistal, Seefeld Zentrum, Reither Bienenlehrpfad, Härmelekopf über Reitherjochalm bis ins Tal, Leutascher Achweg, Leutascher Runstweg und das Möserer Zentrum sind so bereits auf dem aktuellen Stand. Ferner wurden viele beschädigte Tafeln in der gesamten Region ausgetauscht. Doch auch mit der Lasergravur, die es ermöglicht in rund 45 Minuten drei Schilder à drei Zeilen von der Planung bis zum fertigen Druck herzustellen, gibt es noch zahlreiche Herausforderungen.
So wurde parallel mit der digitalen Erfassung aller Schilder und weiteren wartungsaufwendigen Klein-Infrastrukturen wie Müllkübel, Bänke, Brücken und Steiganlagen begonnen, um einen umfassenden Gesamtüberblick zu gewinnen und im Fall einer Schadensmeldung sofort den richtigen Standort zu finden. Diese Datengewinnung erfolgt mittels GPS, zusätzlich wird von jedem Standort und der dazugehörigen Infrastruktur ein Foto gemacht und abgespeichert. Doch auch wenn man genau weiß wohin, gilt es bei den Wanderwegschildern immer noch die Anbindung an die Umgebung zu berücksichtigen. Denn die meisten Tafeln enthalten Zeitangaben. Diese müssen nicht nur auf dem konkreten Schild stimmen, sondern auch mit den weiteren Angaben in der Region sowie den Nachbarregionen zusammenpassen. Kein Wunder also, das die komplexen Grenzgebiete von Tirols Hochplateau wie Scharnitz und die Karwendeltäler noch vor den TVB-Mitarbeitern liegen. „Zeitangaben zum nächsten Gipfel oder zur nächsten Hütte müssen übereinstimmen“, sagt Faltejsek. „das ist manchmal gar nicht so einfach und erfordert einiges an Planung.“
Herausforderungen und Möglichkeiten
Auch hier wird die Gesamtdigitalisierung der Region helfen. Aktuell hält man bei schwachen 50%. Es steht also noch einiges an Arbeit an. Doch auch wenn schlussendlich die gesamten 100% erfasst und alle Schilder auf den neuesten Stand gebracht sind, wird es nicht ruhiger werden im Bauhof. Denn genaue GPS Daten und Druckvorlagen auf einen Klick bedeuten nicht automatisch, dass jedes Schild künftig in 45 Minuten produziert und kurz danach aufgestellt ist. „Mitunter brauchen wir für die Anfahrt allein schon 3-4 Stunden“, sagt Faltejsek. Diese gilt es zudem unter Abwägung von Dringlichkeit und Nachhaltigkeit mit anderen Tätigkeiten zu kombinieren.
Apropos Kombinieren: Die neue Laser-Gravur-Maschine fertig keinesfalls nur die neuen Tiroler Wanderweghinweisschilder. Sie wird auch für viele anderen Dinge im TVB genutzt. So produzieren die Bauhöfe gerade neue, einheitliche Plaketten für die rund 1.000 Bänke der Region. Aus gebürstetem Edelstahl sollen sie ein Werk auf Dauer sein. In Mösern sind sie bereits fertig und können auf den Aussichtsbankln bewundert werden. Netter Nebeneffekt – da das Design am PC erfolgt, konnte recht einfach das Möserer Wahrzeichen, die Friedensglocke, mit in die Plaketten aufgenommen werden.