Teilen
Strategische Erfolgslogik
Produkt vor Marketing
Die Aufgaben eines Tourismusverbandes werden oft auf schöne Marketingkampagnen reduziert. Doch erfolgreiche Tourismusvermarktung ist mehr – das Produkt muss stimmen, sonst wird die Werbung zum Bumerang. So hängt auch auf Tirols Hochplateau vieles an der Qualität der Infrastrukturen. Nur wenn diese hoch ist und überzeugt, können auch unsere Marketingkampagnen erfolgreich sein. Deswegen investiert der TVB seit Jahren einerseits in neue, hochwertige Infrastrukturen, andererseits werden aber auch jene, die sich schon länger großer Beliebtheit bei unseren Gästen erfreuen, aufwendig erhalten.
Laut dem Tourismusexperten FH-Prof. Mag. Hubert J. Siller vom Management Center Innsbruck steht hinter jeder gelungenen Vermarktung eine strategische Erfolgslogik. Diese kommt nur zustande, wenn vor dem Marketing drei andere Schritte erfolgt sind. Erstens müssen wir verstehen, welches Bedürfnis unsere Gäste haben, dann braucht es die Kompetenz dieses zu befriedigen. Schließlich, wahrscheinlich der wichtigste Punkt, muss ein Produkt geschaffen werden, das dem Bedürfnis gerecht wird. Konkret gesprochen: Wir wissen, dass viele unserer Sommergäste in der Region einen Tapetenwechsel suchen, indem sie in nahezu unberührter Natur möglichst bequem und sicher wandern.
Bequemlichkeit und Sicherheit sind dabei zwar erforderlich, beim Erleben jedoch nur nebensächlich. Abwechslung, gefahrloser Nervenkitzel, spannende und unterhaltsame Information sowie besondere Erlebnisse sollen im Vordergrund stehen.
Wie müssen unsere Wanderwege und Erlebnisse, unsere Produkte, also aussehen? Die vor einigen Jahren beworbenen „Promenandenwege“ waren es nicht. Obwohl die Nachfrage für sanftes Wandern hoch war, passte das Bild der Promenade nicht zum Wandern in den Bergen. Das beworbene Angebot wurde von den Gästen so nicht gesucht. Besser fahren wir mit dem abwechslungsreichen Wegenetz, das für jeden Anspruch etwas zu bieten hat; vom gemütlichen Spaziergang über interessante Themen- und Weitwanderungen bis hin zur herausfordernden Gipfeltour. Unsere erfolgreiche und bildstarke Vermarktung des breitgefächerten Angebots weckt aber hohe Erwartungen.
Diese vor Ort zu erfüllen ist die wichtigste und schwierigste Aufgabe in Sillers strategischer Erfolgslogik. Denn sie umfasst den regelmäßigen Erhalt und Ausbau unserer Infrastruktur. Besonders in Zeiten von Social Media wird die beste Werbekampagne zum Flop, wenn das Produkt dahinter nicht passt. Gästeunzufriedenheit äußert sich nicht selten als „Shitstorm“ und verbreitet sich schneller als jede noch so clever geschaltene und teuer bezahlte Marketingaktion. Die Arbeitsleistung der Bauhöfe des TVB ist damit einer der bedeutendsten Bausteine zum Erfolg der Region. Mehr als 1.000 Stunden Arbeit werden so jedes Jahr von Juni bis August einzig in den Erhalt und den Ausbau unserer Infrastruktur gesteckt. Zusätzlich investierte der TVB allein seit 2021 mehr als 4,6 Millionen Euro. Die tägliche Betreuung der Infrastruktur, vom Mistkübel entleeren bis hin zur Wegekontrolle, fallen bei Stunden und Kosten noch extra an.
Die getätigten Investitionen umfassen große Projekte wie den Erhalt und Ausbau des Wegenetzes sowie der Aussichtsplattformen Brunschkopf und Kurblhang, die Sanierung der Geisterklamm, Beiträge zu Infozentrum und Museum Holzerhütte Scharnitz sowie zur Friedensglocke. Ebenso bedeutend sind die kleineren Projekte wie die Neugestaltung des Bienenlehrpfads in Reith, der Ausbau der regionsweiten Kneippanlagen und im Winter der Rodelhügel beim Seefelder Seekirchl.
Festzuhalten ist dabei auch, dass all diese „Produkte“, die zum touristischen Erfolg unserer Region beitragen, nicht ohne Partner:innen möglich wären. Großprojekte, wie das unlängst immer wieder geforderte Radwegenetz, sind nur in Zusammenarbeit mit den Plateaugemeinden umsetzbar; Finanzierung und Förderungen hängen hier am aktiven Miteinander. Andere Projekte stehen und fallen mit den rund 1.000 Grundeigentümer:innen, die uns als TVB und damit alle Tourismustreibenden sowie die gesamte Region durch ihr Zutun unterstützen. Ihnen gebührt dafür unser Dank.
Friedensglocke
Der Ausblick ins Inntal ist eines der erhabensten Erlebnisse, das unsere Region zu bieten hat. Dennoch wird er auf der Suche nach dem nächsten tollen Erlebnis gern übersehen. Die Friedensglocke soll hier zum Innehalten einladen. Unter der Führung der Marktgemeinde Telfs gebaut, fand sie mit Unterstützung des TVBs Seefeld, des Landes Tirol und weiterer Sponsoren 2023 ein neues Zuhause. Auf dem ehemaligen Menthof-Areal in Mösern setzt sie seither ein Highlight an jener Stelle, an der schon Albrecht Dürer im 15. Jahrhundert den Ausblick genoss und diesen 1498 in seinem Selbstporträt verewigte.
Die rund 10 Tonnen schwere Friedensglocke, selbst auch ein Hingucker, will uns mit ihrem beeindruckenden Geläut jeden Abend um 17:00 Uhr aber nicht an Dürer erinnern, sondern an das kostbarste Gut der Menschen, den Frieden. 1997 zum 25-jährigen Bestehen der Arge Alp erstmals in Mösern aufgestellt, läutet sie für eine gute Nachbarschaft zwischen den Alpenländern.
Die Friedensglocke rührt an den Grundbedürfnissen unserer Gäste nach Frieden und Sicherheit, vermittelt auf den Infotafeln spannende Wissenshappen und liefert nebenbei einen erhabenen Ausblick gen Zukunft.
Geisterklamm
Lange Zeit schien es unmöglich einen Weg durch die knapp einen Kilometer lange Klamm zwischen Mittenwald und Leutasch zu bauen. Das Gelände gepaart mit seinen Steinschlägen und Hangrutschen und dem immer wieder auftretenden Hochwasser galt als zu unwegsam.
2003 wagten sich die Gemeinden Mittenwald und Leutasch dennoch an das grenzüberschreitende Projekt und bauten aus 68 Tonnen Stahl den 875 Meter langen Steig.
Seither erfordert der Weg jedes Frühjahr viel Aufmerksamkeit und Zeit, um Winterschäden zu beheben und ihn wieder sicher begehbar zu machen. 2023 wurde der Steig grundsaniert und erhielt durch den TVB Seefeld und die Gemeinde Leutasch einen neu gestalteten Themenweg mit 25 Stationen und Tafeln zum Klammgeist und seinen Freunden.
Die Klammrunde erfüllt generationsübergreifend, von den Großeltern bis zu den Enkeln, die Gästewünsche nach spannendem Abenteuer, sicherem Nervenkitzel, echtem Naturerlebnis und abwechslungsreicher Information. Die Geisterklamm zählt damit zu den wirklichen Erfolgsprodukten auf Tirols Hochplateau.
Infobox
Investitionen in die Infrastruktur in den vergangenen Jahren*
*Zahlen gerundet
Aussichtsplattformen Kurblhang Leutasch und Brunschkopf
500.000 € für Erneuerung und Sanierung
Friedensglocke Mösern
166.000 € Mietzahlungen für den neuen Standort
Wegenetz der Region für Sommer- und Winterwandern
800.000 € für Ausbau und Instandhaltung
Pfarrhügel Seefeld
Wege, Bänke und Aussichtspunkte wurden im Rahmen der Tätigkeiten am Wegenetz generalsaniert und aufgewertet
Geisterklamm Leutasch
Generalsanierung in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Leutasch und Mittenwald um 50.000; neu gestalteter Themenweg
Kneippanlagen der Region
15.000 € für Neubauten und Sanierung bestehender Anlagen
Klettergärten der Region
80.000 € für Parkplätze, Rastmöglichkeiten, Bänke und Besucherlenkung vor Ort
Rodelhügel Seefeld
20.000 € für den Umbau eines sicheren und sauber zu beschneienden Rodelhügels für die ganze Familie
Infozentrum und Museum Holzerhütte Scharnitz
372.000 € für Neubau und Freiflächen-Gestaltung
Neugestaltung Bienenlehrpfad Reith
15.000 € für die Neugestaltung des Bienenlehrpfades mit interaktiven Info-Stationen
Loipen-Beschneiung der Region (zusätzlich zu den WM-Loipen)
1,4 Mio € für ressourcenschonende und effiziente Beschneiung zahlreicher Loipen der Region
Seefeld Sports Arena im Rahmen der Olympischen Jugendspiele (zusätzlich zu den WM-Arbeiten)
800.000 € für Um- und Ausbau der Sportinfrastruktur (Sprungschanzen, Rollerstrecke und Biathlonanlage)
Lichterpark zur Weihnachtszeit im Seefeld Kurpark
€ 100.000 für die Gestaltung einer neuen, weihnachtlichen Attraktion im Kurpark zusammen mit MK Illumination und einer Schweizer Künstlerinitiative
Unterstützung für den Fußballplatz Scharnitz
155.000 € Mietzahlungen für die Loipengerätgarage
Umbau der Golfacademy
105.000 € für Neubau des Clubhauses
Investitionen am Golfplatz Wildmoos
50.000 € einmalig sowie eine jährliche Unterstützung für Sanierungen und Verbesserungen
Unsere Bauhöfe
Zusätzlich zu diesen einmaligen Investitionen leisten unsere Bauhofmitarbeiter unzählige Stunden Arbeit, um die Infrastrukturen der Region zu erhalten und zu verbessern. Allein in den Sommermonaten kommen von Juni bis August hierfür rund 1.000 Stunden zusammen. Die tagtägliche Betreuung, die zum Beispiel an den Wegen, den Loipen, den Kneippanlagen oder bei der Beschneiung anfällt, kommt hier noch hinzu.
Die Geisterklamm
Wie groß der Aufwand zum Erhalt der Infrastrukturen ist, macht jedes Jahr die Geisterklamm deutlich. In der vergangenen sechs Wochen mussten hier die Winterschäden beseitigt und der Steig aufwendig wieder instandgesetzt werden, um unseren Gästen ab 01.05.2024 ein sicheres Abenteuer auf schwindliger Höhe über tosendem Wasser zu ermöglichen. Gemeinsam mit den Gemeinde Leutasch und Mittenwald werden diese Arbeiten jährlich für rund 15.000 € an eine externe Firma übertragen. Ganzjährig anfallende Arbeiten an den Wegen und der Beschilderung der Klamm werden von unseren Bauhofmitarbeitern übernommen.