von Zeit.los Magazin
09. Januar 2023
WINTER
Wunder der Natur: Der Lottensee und seine Hütte
Die Natur funktioniert oft nach ihren eigenen Regeln und Gesetzen. Manches erscheint uns im wahrsten Sinne natürlich, anderes hinterlässt uns mit Staunen. Wenn ein See verschwindet zum Beispiel, um im nächsten Jahr wieder aufzutauchen.
Es ist ein gleichsam wunderschönes wie wundersames Plätzchen im Wildmoos, lässt sich hier doch ein durchaus interessantes Naturphänomen beobachten. Scheinbar aus dem Nichts bilden sich inmitten grüner Wiesen, Lärchen- und Birkenwälder zwei Bergseen. Der Wildmoos- und der Lottensee. Manchmal hingegen tun sie es auch nicht. Warum das so ist, ist nicht restlos geklärt. Vermutlich ergibt sich das aperiodische, also nicht regelmäßig auftretende Naturwunder wohl aufgrund von Frühjahrsniederschlägen und Schneeschmelzwasser in unterirdischen Karstsystemen. Beim Einsetzen des Tauwetters im Frühjahr füllen sich die unterirdischen Gefäße (Kaarsten) so mit Wasser, der Überlauf überschwemmt die Wiesenmulden und bildet dort Seen, die aber oft schon nach einigen Wochen wieder verschwinden. In manchen Jahren steigt der Wasserspiegel aufgrund unterirdischer Springquellen auch nach der Schneeschmelze weiter an. Versuche, das Auftreten der Seen vorherbestimmen zu wollen, blieben bislang erfolglos. Treten sie auf, tun sie es indes stets paarweise. Und oft nach einem schneereichen Winter. „Viel Schnee, viel See“, sagt der Volksmund. Belegt ist das allerdings nicht. Nichts Genaues weiß man also nicht, manches aber darf einfach der Natur Geheimnis bleiben …
Die C11 Langlaufstrecke entlang des Lottensees
Der Lottensee verschwindet – die Hütte und seine Wirte nicht!
Der Lottensee jedenfalls, der gehört seit 1949 der Familie Kluckner. Das weiß man fix.1968 haben sie die dazugehörige Hütte gebaut. In den 1970ern baute Josef Kluckner dazu und beschloss, die noch bestehende Bauernschaft zu verpachten und sich der Gastronomie zuzuwenden. Nach über 20 arbeitsreichen Jahren übergaben Josef und Anna Kluckner den Betrieb an Sohn Martin, der sie bis heute gemeinsam mit Sonja und mittlerweile auch Tochter Patrizia führt.
Familie Kluckner auf der Lottenseehütte
Zu tun ist reichlich, vor allem natürlich, wenn sich die Seen zeigen: „Ist der See im Sommer da, sind es auch die Leute. Vor allem ist es eine andere Gästeschicht, viele aus Innsbruck, die zum Schwimmen und zum Abkühlen in die Höhe kommen“, sagt Patrizia. „Ansonsten sind es viele Wanderer und Spaziergänger.“ Inzwischen ist die Hütte auch im Winter gut gefüllt. „Wir haben viele Stammgäste, die zu uns kommen, und die Langlaufloipe geht direkt an der Hütte vorbei. Da kehrt so mancher gerne ein. Wir liegen sehr zentral, man kommt von hier aus quasi überall in der Region hin – nach Mösern, Leutasch und bis nach Seefeld“, so die junge Hüttenwirtin. Man trifft sich am Lottensee – um die wunderbare Umgebung zu genießen, die herzlichen Menschen und die traditionelle Kulinarik: stärkende, heiße Suppen, hausgemachte Kuchen, Knödel und vor allem Schnitzel und Kaiserschmarrn.
Lottenseehütte im Winter
Ein Familienbetrieb mit langer Tradition & vielen Erinnerungen
Ihre ersten Erinnerungen an den See gehen zurück bis ins Jahr 1999, erzählt Patrizia Kluckner. Da war sie gerade ein Jahr alt. Eher sind es erzählte Erinnerungen, aber nicht minder schön:
„Meine Mama sagt, ich war als Kind eine echt ‚faule Socke‘, denn ich wollte nie gehen. Ich bin weder gekrabbelt noch sonst was. Ich wollte mich einfach nicht bewegen. Selbst wenn der See sehr hoch war, hat sie mich einfach samt Spielsachen auf eine Decke ans Ufer gesetzt und hatte nie Angst, dass etwas passieren würde. Ich saß da, habe gespielt und die Leute beobachtet. Als der See schließlich verschwunden ist, bin ich aufgestanden und gegangen.“
Der See wurde zum Teil von Patrizias Leben, ins Gastgewerbe wollte sie anfangs dennoch nicht. Weil sie in der Schule gut in Buchhaltung war, meinte der Direktor, sie gehöre eher in eine Bank. „Das hätte nie funktioniert“, glaubt Patrizia. Eine Steuerkanzlei ist es geworden: „Ich habe ein Jahr dort gearbeitet und bin am Wochenende in der Hütte gewesen. Auf zwei Hochzeiten zu tanzen, war jedoch irgendwann zu viel. Außerdem bin ich ein sehr aktiver Mensch und wollte nicht acht Stunden täglich vorm Computer sitzen. Also hab ich Mama gefragt, ob ich hier anfangen darf. Sonst hätte ich mir was anderes gesucht.“ Natürlich durfte sie. Heute arbeiten neben Martin, Sonja und Patrizia Kluckner im Service in der Regel noch drei Leute in der Küche mit, „manchmal fällt allerdings einer aus, dann wechselt Mama in die Küche und Papa und ich müssen halt einen Schritt schneller gehen“.
Hüttenwirtin mit ihren Hunden
Es scheint, als hätte sie als Baby all ihre Kräfte zusammengesammelt, denn neben ihrer Tätigkeit auf der Hütte ist Patrizia Kluckner auch Bergretter-Anwärterin und als solche – leider – oft im Einsatz. „Momentan schaff ich es zeitlich nicht, dass ich viele Einsätze mache, weil in der Hütte viel zu tun ist und die Arbeit ist ja freiwillig. In der Woche werden wir im Schnitt aber zwei, drei Mal gerufen. Heuer ging es streckenweise tatsächlich rund.“
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