von Kathrin Ebenhoch
29. Mai 2024
Plateau Pionier
Lärchenhof Natur - Familie Holzer
Im Lärchenhof Natur ist der Name Programm und war irgendwie auch der Auslöser dafür, dass sich die ohnehin schon sehr naturverbundene Familie Holzer noch mehr Gedanken zu Naturschutz und Artenerhaltung gemacht hat. Nachhaltigkeit, Reduktion, Biodiversität sowie Natur- und Regionsverbundenheit sind dabei keinen Marketingstrategien oder rationale Entscheidungen in einer Zeit des Wandels, sie sind vielmehr beständig und bedacht gelebte Überzeugung, die seit Jahrzehnten in Familie und Haus zunimmt.
Seitdem fragen wir uns bei jeder Entscheidung, ‚was macht sie mit unserer Umwelt‘
„Vor rund 30 Jahren wollten wir unseren Hotelnamen erweitern, da mehrere Lärchenhöfe in der Umgebung existierten“, erzählt Kathrin Holzer, die seit 25 Jahren für den Familienbetrieb verantwortlich ist. Mit Freunden habe man überlegt, was zu Familie und Haus passen würde. Schnell blieb „Natur“ übrig, denn Kathrin, ihre Eltern Waltraud und Günther und ihre Schwestern Claudia und Jacqueline waren jedem in ihrem Umfeld als naturverbunden bekannt. „Ja“, lacht die 45-Jährige. „Für mich gibt es nichts Schöneres, als barfuß über Almwiesen zu laufen.“ Daher ist es kein Wunder, dass schon seit 1971, als ihre Eltern das Hotel aufsperrten, viele Entscheidungen mit Rücksicht auf die Umwelt getroffen wurden. Ab dem Zeitpunkt des Namenzusatzes „Natur“ waren sie dann Programm. „Seitdem fragen wir uns bei jeder Entscheidung, ‚was macht sie mit unserer Umwelt‘“, erklärt Holzer.
Markante Einschnitte, große Umbauten oder Schilder, die auf Nachhaltigkeit oder Umweltschutz hinweisen, sucht man im Lärchenhof Natur allerdings vergebens. Die Veränderungen erfolgen im Kleinen und oft auch im Stillen, sind nahezu unauffällig, aber doch von großer Wirkung. So wurden und werden alle Umbauten und Zubauten am Haus mit natürlichen Materialien, vor allem Holz, Stein und Schafwolle, umgesetzt. „Ich hätte gern ein Haus, das einfach verrottet, wenn es auseinanderfällt“, meint Holzer lächelnd. Außerdem versucht sie Produkte, Produzenten und Handwerker so regional wie möglich auszuwählen. „Meine Schmerzgrenze ist dabei ein Radius von 100 Kilometern.“ Ähnlich verhält es sich bei der Ernährung. „Wir sind nicht bio-zertifiziert oder rein vegan, aber wir achten sehr darauf regionale, nachhaltig bedachte und biologisch angebaute Produkte zu erhalten. Ich kenne einige Produzenten und viele Landwirte und schau drauf, woher meine Produkte kommen und wie sie angebaut wurden.“ Holzer gibt wann immer möglich der regionalen Gurke den Vorzug gegenüber der weitgereisten Biogurke. Trotzdem müssen natürlich die Anbaubedingungen passen. „Am liebsten wäre mir, wenn alle regionalen Landwirte biologisch arbeiten würden; zertifiziert oder nicht ist mir aber nicht so wichtig.“ Das Frühstücksbuffet wird saisonal bestückt, fast alles ist selbstgemacht; auch beim Nachmittagskaffee, bei dem Kathrins Mutter Waltraud ihre Gäste mit ihren selbstgebackenen Kuchen verwöhnt. Im Winter, wenn Obst rar ist, greift Holzer gern auf Nüsse und Trockenfrüchte zurück. Die bezieht sie über ihre Schwester, die einen Nussladen in Telfs betreibt – möglichst biologisch, ausschließlich aus Europa und unverpackt. Und der Honig kommt von ihrem Neffen, Ferdinand Schot. In einigen Gläsern fließt sogar der aus dem Hotelgarten und der direkten Umgebung. Denn einige von Schots Bienenölkern leben auf der großen, bunten Naturwiese hinter dem Hotel, und genießen zusammen mit den Gästen, was Holzers hier Köstliches wachsen lassen.
Apropos Naturwiese – diese ist sicher, neben dem atemberaubenden Ausblick über das Inntal, das Highlight am Lärchenhof Natur. Sie blüht von Frühling bis Herbst in allen erdenklichen Farben. „Wir lassen hier der Natur freien Lauf“, sagt Holzer. „Und mähen nur einmal.“ Die Blumen und Kräuter sind heimisch, säen sich selbst an und regulieren von allein, was wann und wieviel wächst. Der Erhalt dieser natürlich gegebenen Vielfalt ist Holzer ein Anliegen, das sie gern auf das gesamte Gemeindegebiet ausdehnen möchte. Der erste Schritt dazu ist bereits getan: Der Auftrag zur gezielten Bepflanzung und Behausung der Verkehrsinseln wurde über den Ortsverein eingebracht, die Gemeinde Telfs hat zugestimmt. Als nächstes steht ein fachlich fundiertes Konzept an, das auch den Erhalt der naturbelassenen Wiesen und Wälder rund um den Möserer See beinhalten soll.
Der Nutzgarten vor der Terrasse, in dem sich auch der Badeteich und die Panoramasauna befinden, wird natürlich etwas öfter gemäht. Trotzdem ist auch er liebevoll mit heimischen Sträuchern, kleinen Bäumen und Blumen bepflanzt, die nicht nur den Gästen ein Gefühl von einem heilen Fleckchen Erde vermitteln. Viele Vögel, Schmetterlinge, Wildbienen und Käfer tummeln sich hier und machen den sorgfältig erhaltenen Naturschatz noch wertvoller.
Erhalten wird im Lärchenhof Natur aber nicht nur die Natur, sondern auch das, was seit jeher in der Familie ist. „Man muss nicht ständig Neues kaufen, wir arbeiten lieber mit dem, was wir haben.“ Mit ihrem Vater Günther wird repariert und gebastelt. „Ob Ostern oder Weihnachten, die Dekoration ist selbstgemacht; Zerbrochenes wird gern wieder geklebt und dabei neugierig geschaut, was entsteht.“ Der Erhalt und damit die Reduktion ist Holzer in Fleisch und Blut übergegangen. Und trotzdem wirkt nichts im Haus altmodisch oder kitschig. Das bewusste, reduzierte Spiel mit alten, gepflegten Häkeldeckchen, Silbertellern und einer schlichten weißen Kerze ist edel, heimelig und beruhigend. Eine Atmosphäre, die viele Gäste seit Jahren schätzen und darum immer wieder kommen.
Die stille und stetige Entwicklung, die den Lärchenhof Natur seit jeher prägt, soll auch in Zukunft so weitergehen. Wachsen wird das Hotel darum nicht mehr, die Sauna nur mehr auf Anfrage eingeschaltet, um die bestehende Kluft zwischen echter Nachhaltigkeit und Luxus so gering wie möglich werden zu lassen. 2023 wurden zudem Teile der Heizung auf Solarenergie umgestellt. Bei den Gästen würde Holzer gern verstärkt auf die öffentliche Anreise setzen. „Heuer hatten wir auch schon Anreisen zu Fuß und per Rad – das würde mir auch gefallen“, lacht die Hotelchefin. Und am liebsten würde sie die gesamte Region in ein naturnahes, sanftes Lebens- und Tourismusmodell mitnehmen. Dazu engagiert sie sich in der Lokalpolitik, bei den Plateau Pionieren und mehreren Vereinen. Einige Dorfprojekte sind so in Mösern gerade im Entstehen, und auch vom Weg der Plateau Pioniere ist Holzer überzeugt: „Wir gehen alle gemeinsam in eine Richtung, die Sinn macht und Zukunft schafft.“ Hier weiter voranzuschreiten und noch viele weitere Betriebe und Menschen mitzunehmen, das wird die Aufgabe der kommenden Jahre sein.
Wir gehen alle gemeinsam in eine Richtung, die Sinn macht und Zukunft schafft.
Die Fakten in kompakter Form findet ihr im Steckbrief. Weitere Informationen zu den Plateau Pionieren gibt’s hier.