von Tessa Mellinger
15. Mai 2019
REGIONS-ORIGINALE
Regions-Originale: Johanna Krug und ihr Kräutergarten
Johanna Krug hat ihr kleines Paradies direkt vor der Haustüre: ihren Kräutergarten. Auf 700 Quadratmetern hat sie sich ihren eigenen Traum verwirklicht. Eine riesige Vielfalt farbenfroher und duftender Pflanzen blüht bei ihr am Josl Hof in Unterleutasch – und das, obwohl man ihr sagte, in der Leutasch würde niemals etwas wachsen…
„Das klappt doch nie!“ – „Und jetzt erst recht!“
„In der Leutasch wächst doch eh nichts, das ist vergeblich!“ Das musste Johanna sich von ihrer Schwiegermutter sagen lassen, als sie vor 38 Jahren auf dem Joslhof tief im Leutaschtal einen Garten anbauen wollte. Leutasch auf über 1.110m über dem Meeresspiegel ist schließlich einer der schneereichsten Orte Tirols und hat vor allem im Winter ein sehr raues Klima. Johanna erwiderte damals: „Das kann ich mir nicht vorstellen! Probieren möchte ich es doch.“
In den 90er Jahren begann sie dann mit dem Kräuteranbau und seitdem ist der Garten stetig gewachsen. „Fast 4 Mal so groß ist er nun!“, lacht Johanna, die bei jedem Satz ein warmes Lächeln auf den Lippen hat. Mit einem Salbeistock hat alles angefangen. Versuchsweise hat sie damals verschiedene Kräuter eingesetzt und das hat ganz gut funktioniert. Nun baut Johanna fast alle Kräuter an, die man sich so vorstellen kann – oder besser gesagt, die eben doch in der Leutasch wachsen. „Ein bisschen Ausdauer und Mut braucht man da schon“, schmunzelt sie. „Manche Kräuter muss ich drei, vier Mal anbauen, bis ich endlich den Platz gefunden habe, den sie mögen. Oder die Kräuter suchen sich ihren Lieblingsplatz selber, indem sie sich aussähen.“
Johanna Krug im Kräutergarten
Viel mehr als nur schön anzuschauen
Seit ihrem ersten Salbeistock im Jahr 1996 hat Johanna viel dazu gelernt und experimentiert. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht!“, schwärmt sie. Sie verarbeitet ihre Kräuter in einer riesigen Vielfalt an Produkten: selbstgemachte Tees, Kräuterkissen, Kräuterbäder, Kräutersalz und vieles mehr stellt sie für den Verkauf her. Im Leutascher Bauernladen werden diese Produkte sehr gut angenommen. Für sich selbst stellt sie liebend gerne Tinkturen, Salben und Cremes her. Auch für die Kühe nutzt sie ihre Kräuter sinnvoll. Neben der Meisterprüfung in der ländlichen Hauswirtschaft hat sie eine Ausbildung in Homöopathie für Rinder und ist diplomierte Kräuterpädagogin. Die Ideen für neue Produkte gehen ihr nie aus. „Am liebsten würde ich alles, was ich lese, sofort ausprobieren! Doch dazu fehlt leider die Zeit.“ Seit diesem Winter hat sie sich allerdings ausführlich mit dem Räuchern von heimischen Kräutern befasst. Auch das hat in Tirol eine lange Tradition.
Hände mit Kräutern
Alles reine Handarbeit
Vom Anbau bis zur Ernte, bis hin zur Trocknung und dem Verarbeiten der Kräuter: Fast jeder Arbeitsschritt ist bei Johanna händisch. Ihr Garten ist zwar riesig – aber doch zu klein für Maschinen. Außerdem schätzt Johanna die Arbeit sehr, auch wenn sie oft körperlich hart ist. „Ich bin ein geerdeter Mensch und bodenverbunden. Ich bin gerne mit den Händen in der Erde, um diese zu spüren. Ein guter Boden ist das Wichtigste für einen Gärtner!“ Im Sommer ist sie daher von früh bis spät im Garten, wenn es das Wetter erlaubt.
Eingang zu Johannas Kräutergarten
Nützliche Helferlein
„Unkraut“ gibt es bei Johanna eigentlich nicht. Sie weiß, dass jede Pflanze genutzt werden kann. Daher hat sie auch einen Tipp für alle, die ihr „Unkraut“ nicht los werden: „Meistens kommen die Kräuter zu einem, die man braucht! Daher sollte man schauen, für was die Pflanze gut ist. Brennnesseln, Löwenzahn, Giersch und noch viele mehr lassen sich prima verwerten und jedes Kraut hat eine eigene Wirkung. Wenn man sie oft verwendet, lässt sich der Wuchs eindämmen und man tut sich etwas Gutes damit.“
So hält es auch Johanna bei sich im Garten. Bei ihr darf jedes Kraut dort wachsen, wo es Platz findet. „Solange ich natürlich noch zum Ernten überall drankomme!“ Brennnesseln zwischen der Minze sei daher nicht so geschickt, lacht sie.
Portrait von Johanna Krug
Der Winter hatte die Leutasch auch heuer wieder fest im Griff. Die Schneemengen machen dem Garten nichts aus, denn sie wirken wie eine Decke für die Pflanzen. Der Frost schadet ihnen hingegen sehr. Das Wetter spiele dieses Frühjahr etwas verrückt und brachte bis in den Mai Schnee und Frost. Doch mit ihrem Geschick wird Johanna ganz sicher auch dieses Jahr ihren Garten wieder zum Blühen und Duften bringen!
Die gebürtige Niederösterreicherin ist für die Arbeit in die Leutasch gekommen – und wegen der Liebe dageblieben.
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