von Tessa Mellinger
28. August 2018
SOMMER
Handwerksfest: Altes Handwerk neu gelebt
Das Handwerksfest ist aus unserem Event-Kalender nicht mehr wegzudenken. Ein Tag, den dem die alten Traditionen gelebt und gefeiert werden. Werte, die seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben werden. Wir haben uns vorab schon mit zwei „Meistern ihres Könnens“ getroffen, um einen kleinen Einblick zu bekommen, was uns an dem Wochenende erwartet. Und so viel sei verraten: Es wird eindrucksvoll!
Aus hartem Holz geschnitzt: Bildhauer Karl-Josef Röck
Er kann aus einem unscheinbarem Stück Holz wahre Meisterwerke schaffen: Karl-Josef Röck ist Bildhauer. Ich habe mich mit ihm in seinem urigen Geschäft in der Innenstadt Seefelds getroffen. Hier arbeitet er und verkauft seine Kunst vor Ort. Schon beim Eintreten in das Geschäft rieche ich den herrlichen Duft nach Holz. Nicht nur meine Nase, auch meine Augen sind sofort beschäftigt: Hunderte kleine und große Kunstwerke sehe ich. Karl-Josef ist schon am Arbeiten: Für das Kunst Handwerksfest hat er eine Skulptur geschaffen, die er während dem Fest vor den Besuchern vollenden wird. Was es genau ist, verraten wir noch nicht – nur so viel: Sie ist imposant! Eine wunderschöne Skulptur aus seinem Lieblingsholz: Der Zirbe. Sie wächst in den Alpen auf einer Höhe von 1800m. Karl-Josef liebt sie: „Wenn man sie schneidet, geht ihr Duft durch den ganzen Raum“, schwärmt er. Das Holz der Zirbe ist zwar extrem harzig, aber auch langlebig.
Vom Schnitzen zur Bildhauerei: Die Liebe zum Holz
Schon mit 15 Jahren hat Karl-Josef angefangen zu schnitzen. Doch zunächst entschied er sich, Maurer und Zimmerer zu lernen. Später machte er aber doch seinen Traum zum Beruf, indem er die Ausbildung zum Bildhauer erfolgreich abschloss. „Das ist mein Arbeitstraum – das, was ich gern tue!“, sagt er. Die Bildhauerei ist mehr als ein Beruf – sie ist eine Leidenschaft.
Von der Idee zur Skulptur: Der Arbeitsprozess
„Wie entsteht ein solches Kunstwerk?“, frage ich Karl-Josef und schaue dabei auf die riesige Skulptur neben uns. „Zuerst zeichne ich viel“, erklärt er mir. „Und verschmeiße auch vieles wieder“, fügt er lachend hinzu. Vom Kopf geht die Idee also aufs Papier. Und vom Papier dann ins Holz. Seine Inspiration bekommt er vor allem aus der Natur – und vom Herrgott. Das sieht man auch an seiner Kunst: Krippenfiguren, Marienfiguren, Kreuze und allerlei Tiere sind unter anderem zu finden. Karl-Josef zeigt mit seiner Kunst, dass Jahrtausende altes Kunsthandwerk auch heute noch modern und faszinierend ist. Er lebt seine Leidenschaft – das spürt und sieht man in seinem Geschäft. Nicht nur beim Kunst Handwerksfest, auch bei einem Bummel durch die Seefelder Innenstadt sollte man ihm unbedingt einen Besuch abstatten!
Das Spiel mit dem Feuer: Designerschmied Martin Albrecht
Mein nächster Besuch führt mich in die Schmiedewerkstatt von Martin Albrecht. Er hat eine Leidenschaft für die heißen Elemente: Feuer und Eisen. Die Hitze bekomme auch ich direkt zu spüren: Schon beim Eintreten in die Werkstatt bringt mich der heiße Ofen ins Schwitzen. Nicht nur heiß ist es, auch laut kann es werden – Ein Job für richtige Männer eben! Dass Martins Kunst etwas ganz Eigenes und Besonderes ist, sieht man in seiner Designwerkstatt: An den Wänden hängen viele Werke, die mich ins Staunen versetzen.
Gelebte Leidenschaft
Der geborene Leutascher machte die Lehre zum Schmied schon im jungen Alter von 15 Jahren. Seitdem hat er seinen eigenen Stil entwickelt und seinen eigenen Zugang zu diesem Handwerk gefunden. Im wahrsten Sinne des Wortes ist er „Feuer und Flamme“ für seinen Beruf! Das vielleicht größte Kompliment macht ihm einst ein alter Schmied: „Danke, dass du unser Handwerk wieder modern machst!“, sagte dieser zu Martin. Das bringt es wohl auf den Punkt: Alte Tradition, die modern gelebt wird.
Feuer, Kraft und Präzision: Der Arbeitsprozess
Bis ein Werk vollendet ist, hält Martin es viele Male in den Händen. Das Eisen liegt bis zu drei Mal in der heißen Glut. Bis zu 1100 Grad herrschen im Ofen. Danach wird es mit verschiedenen Werkzeugen bearbeitet. Da gib es zum Beispiel den Federhammer, der aus dem Jahr 1926 stammt – ein fast angsteinflößendes Gerät. Mit einem „Bärgewicht“ von stolzen 80 Kilo schlägt dieser auf das Eisen ein. Ich halte mich lieber etwas fern… Auch als Martin mir den Plasmaschneider vorführt, halte ich Sicherheitsabstand: Die Funken sprühen in alle Richtungen! Es sieht wunderschön aus und ich bin fasziniert, wie detailliert und genau er damit schneiden kann.
Martins Kunst sind keine Grenzen gesetzt: Von filigranen Skifahrern bis hin zu riesigen 3D-Adlern schafft er alles! Der Tiroler Adler ist sein Lieblingsmotiv, da es auch seine Heimatliebe ausdrückt.
Seine Werke sind übrigens bis weit über Tirol hinaus bekannt: Andreas Gabalier hat eine Lederhose aus Eisen bekommen, und der Tiroler Adler hängt auf dem Kamin von den Eltern der Skifahrerin Lindsey Vonn in Amerika. Die Ideen gehen Martin wohl nie aus: Bei so viel Kreativität fehlt ihm fast die Zeit, sie alle real werden zu lassen. Auch ich habe nach dem Besuch in der Designschmiede von Martin Albrecht „Feuer gefangen“ für die Schmiedekunst!
Das Handwerksfest in Seefeld: Bunte Traditionen und eindrucksvolles Handwerk
Jedes Jahr findet in Seefeld das Handwerksfest statt. Nicht nur Karl-Josef Röck und Martin Albrecht werden vertreten sein. Viele talentierte und fesselnde Handwerker mehr erwarten die Besucher: Maskenschnitzer, Stoffdrucker, Filzer, Glasbläser, Sattler, Latschen-Ölbrenner, Punzierer, Goldsticker, und noch viele mehr!
Kulinarische Köstlichkeiten zaubern die Bäcker im Holzofen, außerdem gibt’s Spezialitäten aus Großmutters Küche. Für die passende Musik sorgen die Volks- und Blasmusikanten.
Tipp: Am Samstag sollte man auf keinen Fall die Historische Traktorenparade verpassen: Der älteste Traktor stammt aus dem Jahr 1939! Am Sonntag ist der Große Trachtenumzug das absolute Highlight: Hunderte Trachten aus dem ganzen Alpenraum können bewundert werden.
Die Kunsthandwerksmesse ist ein inspirierendes Event, bei dem Jahrhunderte alte Traditionen gezeigt und zelebriert werden. So werden sie erhalten und an die jüngeren Generationen weitergegeben. Werte und Bräuche, die in der Olympiaregion Seefeld gelebt werden!
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