von Gast Blogger
27. November 2018
WINTER
Es lohnt sich, brav zu sein...
An diesem Tag weiß man wieder: es lohnt sich, das ganze Jahr über nett zu sein. Denn bei vielen sind sie gefürchtet, die großen, haarigen Begleiter des Nikolaus, die Krampusse. Im Dezember ist Krampustag und auch in unserer Region wird die Tradition des Krampuslaufens und der Perchten gelebt.
Krampuslaufen als Tradition
Zugegeben, ich bin fast immer brav, aber kennt ihr das auch? Das mulmige Gefühl in der Magengegend, wenn der Krampustag immer näher rückt. In der Ferne hört man bereits die dumpfen Glocken der Krampusse. Allein dieser Klang und der Gedanke daran, den haarigen Zottelwesen bald Aug in Aug gegenüberzustehen, lässt mich erschaudern. Und es wird natürlich noch gruseliger, je näher mir die zotteligen Gestalten kommen. Schleichend, gebückt und bedrohlich die einen, die anderen laufen wild umher und treiben so meinen Puls in die Höhe. Versteckt an der Hand meines Freundes werde ich da im Handumdrehen wieder zum kleinen 5-jährigen Mädchen.
Der Krampus ähnelt in seinem Aussehen dem Teufel ebenso wie mystischen Tiergestalten, die sich als „Schirchperchten“ im alpenländischen Brauchtum finden. Im Unterschied zu diesen, die in den Rauhnächten laufen, gehören die Krampusse aber ausschließlich zum Adventbrauchtum.
Krampustreiben Wagen
Woher der Krampus kommt…
Die Gestalt des Krampus stammt ursprünglich – wie auch viele andere dämonische Gestalten des Alpenraumes – aus der vorchristlichen Zeit. Der Name Krampus kommt aus dem mittelhochdeutschen. Krampen ‚Kralle‘ bedeutet dort so viel wie etwas Lebloses, Vertrocknetes, Verblühtes oder Verdorrtes. Im Tiroler Raum spricht man häufiger von Krampelern, Tuifln oder Tuifltratzen, abgeleitet vom Begriff Teufel.
Tuifltreiben Seefeld
Krampuslarve & Fell
Obwohl es sich kaum ein Erwachsener eingestehen würde: sie sind nicht nur bei den kleinsten Mitmenschen gefürchtet.
Doch zugegeben: bis man das „Outfit“ des Krampus beisammen hat, ist man einige hunderte Euro los und hat aber etwas, das ein Leben lang hält.
Doch was gehört zu einem richtigen Krampus?
Wichtig ist die Maske, auch „Larve“ genannt. Traditionell besteht diese aus Zirben- oder Lindenholz und man kann sich seine Traummaske beim Schnitzer anfertigen lassen. Das Haupt krönen zwei Hörner, meistens echte Ziegenbock-, Steinbock oder Widderhörner. Das Genick und der Hals werden mit Fell überzogen. Geschaut wird durch zwei schmale Schlitze unterhalb der Nase. Ein Brillenträger hat es unter der Maske aus Platzgründern schwer, denn meistens muss man auf den Sehbehelf verzichten und auf Kontaktlinsen zurückgreifen, oder einfach mal „ins Schwarze“ laufen. Der Mantel oder Hosenanzug der Teufel besteht aus Schaf- oder Ziegenfell und riecht dementsprechend streng. Doch neben dem Geruch hat der Mensch, der unter dem Anzug steckt auch einiges an Kilogramm zu tragen: je nach Fell kann die Verkleidung bis zu 30 Kilogramm auf die Waage bringen. Anziehen ohne Hilfe? Fehlanzeige.
Am Gürtel oder durch einen Gurt am Rücken werden noch Kuhglocken oder Balkenglocken angebracht. Manchmal wird auch eine Kette zum Rasseln verwendet. Diese Geräusche verursachen, wie ich schon erwähnt habe, bereits den ersten Schauer, der über den Rücken läuft.
Der Schweif der Krampusse besteht meist aus einem Rossschweif. Mit seinem Schweif oder einer Birkenrute jagt der Krampus den Zuschauern Angst und Schrecken ein. Und auch die ein oder anderen brennenden Kniekehlen. Wer zum ersten Mal beim Krampuslauf dabei ist, sollte sich das Spektakel daher lieber erst einmal aus den hinteren Reihen anschauen.
Hausbesuche und Krampusshow
Seit etwa dem 17. Jahrhundert sind die Krampusse Teil des Einkehrbrauches. Begleitet von den Schreckgestalten prüft und beschenkt der Nikolaus die braven Kinder, während die unartigen vom Krampus bestraft werden.
Wer Brauchtum hautnah erleben will, ist beim Krampustreiben in Seefeld genau richtig: Ein einzigartiges Spektakel, das man nicht verpassen sollte. Mit ihren handgeschnitzten, furchteinflößenden Masken und eindrucksvollen Choreografien interpretieren die Krampusgruppen aus ganz Tirol althergebrachte Traditionen neu.
Passend zur Jahreszeit ist außerdem die Adventzeit in der Region Seefeld - Tirols Hochplateau.
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