20. Februar 2020
WINTER
Auf glühenden Kufen - Die schönsten Rodelstrecken der Region Seefeld - Tirols Hochplateau
Die Traditionssportart Rodeln ist wohl so alt wie wir Tiroler selbst. Früher waren Holz- und Hornschlitten im steilen Gelände oft die einzige Transportmöglichkeit, heute erfreut sich der winterliche Rodelsport wieder steigender Beliebtheit als vielseitige und kostengünstige Pistenalternative. Auch in der Region Seefeld bieten charakterstarke Naturrodelstrecken Genießern und Hobbysportlern zahlreiche Möglichkeiten den spaßigen Schlittensport hautnah zu erleben. Gute Gründe gibt es dafür genug, selbst anspruchsvolle Anstiege werden oben von ausgezeichneten Hütten und atemberaubendem Weitblick belohnt, danach warten abwechslungsreiche Abfahrten durch malerische Berglandschaften und tief verschneite Winterwälder. Wir haben die schönsten Rodelstrecken der Region gesucht – und gefunden.
Schlitten auf Tirolerisch: Rodl, Rutschblattl & Zipflbob
Zum richtigen Rodeln gehört die passende Ausrüstung, denn jeder Bergsport birgt natürlich auch Gefahren. Zur Grundausstattung gehören darum Helm, Handschuhe und das (Lieblings-)Heißgetränk in der Isolierflasche, echte Rodelspezialisten führen aber gern auch Stirnlampe, Schneeketten (für Stiefel) und Skibrille mit. Die Wahl der richtigen Rodel richtet sich dann nach Fahrstil und –erfahrung: Am Übungshang reicht oft ein kleiner Plastikteller (traditionell ein „Rutschblattl“), mit Haltegriff fährt man schon weiter ab (traditionell ein „Zipflbob“), erst mit dem klassischen Holzbock oder der flachen Rennrod(e)l wagt man sich dann auf eine der wunderschönen Naturrodelbahnen der Region.
How to Rodel
Gesunde Selbsteinschätzung sorgt beim Auf und Ab für Sicherheit, Respekt und Vorsicht sind unterwegs ganz selbstverständlich. Der Aufstieg erfolgt im geordneten Gänsemarsch am Außenrand der Rodelstrecke, denn halsbrecherische Ausweichmanöver stören Abfahrt wie Aufstieg. Auch die Dunkelheit macht man niemals zur Mutprobe – wo Rodelstrecken abends unbeleuchtet sind, geht man früh genug los, fährt rechtzeitig ab oder kehrt notfalls eben um. Üben kann man die richtige Handhabung und Rodeltechnik übrigens problemlos auf den beiden übersichtlichen Rodelhängen am Seefelder Pfarrhügel. Bei allen Abfahrten geben die Infobüros der Region Seefeld und der aktuelle Schneebericht vorab Auskunft zur gegenwärtigen Schneelage und etwaigen Streckensperren.
Für Genießer: Liftkomfort am Katzenkopf
Die Rodelbahn am Katzenkopf ist die einzige Abfahrt in der Region Seefeld, die den Aufstieg via Bergbahn erleichtert. Rodeln können bei Bedarf für die Dauer des Rodelvergnügens an der Talstation ausgeliehen werden, der Aufstieg und die Abfahrt gestalten sich familien- und kinderfreundlich und eine Einkehr auf der Katzenkopf Hütte ist immer eine köstliche Empfehlung.
Argument: Lift
Aufstieg: 40 Minuten ab Talstation oder via Lift
Abfahrt: 2.5 Kilometer mit 12% Gefälle über 250 Höhenmeter
Anspruch: familien- und kinderfreundlich
Nachtrodeln: Dienstags von 19:00 bis 21.30 Uhr
Für Freunde & Familien: Hämmermoosalm
Vom letzten Parkplatz im malerischen Gaistal führen fast alle Wege zur Hämmermoosalm. Abhängig davon welchen man wählt, gestaltet sich der Aufstieg von gemütlich bis sportlich und führt zwischen 20 und 40 Minuten durch wildromantische Waldgebiete. Auf der urigen Hämmermoosalm trifft man manchmal auch den Harfenspieler Albert, der Aufstieg lässt sich auf Anfrage auch im Pferdeschlitten bewältigen.
Argument: Sehr gut erreichbar, köstliche Kulinarik
Aufstieg: 20-40 Minuten vom Parkplatz im Gaistal oder via Pferdeschlitten
Abfahrt: zwei Kilometer über 167 Höhenmeter
Anspruch: perfekt für Anfänger und Familien
Für Feinschmecker: Rodelbahn Rauthhütte
Die Naturrodelbahn Rauthhütte zählt zu den schönsten und herausforderndsten Strecken in der Region Seefeld. Der Aufstieg ist bissig, die Abfahrt rassig und das Kulinarium auf der Rauthhütte wird sogar vom französischen Gourmet-Guide Gault&Millau empfohlen. Für besonders gesellige Abende gibt es oben ausreichend Nachtlager, in der traditionellen Ofenstube sind am knisternden Kamin auch Haustiere gerne willkommen.
Argument: von Gault&Millau empfohlen
Aufstieg: 80 Minuten vom Parkplatz Rauthhütte in Moos
Abfahrt: drei Kilometer über 420 Höhenmeter
Anspruch: mittelschwer bis sportlich
Für Anspruchsvolle: Naturrodelbahn Wettersteinhütte
Die Naturrodelbahn von der Wettersteinhütte kann wirklich alles: Breite Wanderwege, enge Waldpassagen, beeindruckende Landschaftsfahrten und bissige Steilstücke. Die köstliche Einkehr und kurvenreiche Abfahrt muss man sich allerdings erst verdienen, denn der Aufstieg zur Wettersteinhütte bringt einen streckenweise ganz schön ins Schwitzen. Wer sich am Weitblick ins Wettersteingebirge dann gar nicht satt sehen kann, übernachtet einfach in der „Kuschlhitte“ und genießt morgens noch ein Frühstück mit Sonnenaufgang auf 1717 Metern über dem Meer.
Argument: Kaiserschmarren, Rippelen und blauer Enzianbrand
Aufstieg: 100 Minuten vom Parkplatz Stupfer
Abfahrt: Drei Kilometer über 577 Höhenmeter
Anspruch: sportlich und abwechslungsreich
Für Selbstversorger: Tipps ohne Einkehr
Auch wer beim Rodeln Ruhe sucht, wird in der Region Seefeld fündig: Die Rodelbahn am Kreidegraben ist ein kaum frequentierter Geheimtipp, hier trifft man in Scharnitz eher selten auf andere Schlittenfreunde. Wer die Herausforderung ohne Mitstreiter sucht, wird auch am Hohen Sattel fündig. An allen diesen Orten ist man nur mit sich und der Natur allein, auch am Gipfel erwartet Selbstversorger statt gut besuchter Hüttengaudi ein friedliches „Sonnenplatzl“. Nach einem kräftigen Panorama-Picknick reitet man die Rodel tiefenentspannt zurück ins Tal. Wer mag, geht dann gleich nochmal rauf oder lässt sich am Heimweg noch in einem ausgezeichneten Wellnessbetrieb der Region Seefeld verwöhnen.
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