von Zeit.los Magazin
02. März 2023
Winter
Wander, Weiter
Manchmal reicht ein Tag nicht. Manchmal muss es mehr sein. Beim Winterweitwandern in der Region Seefeld ist es nicht allein der Körper, der sich auf eine Reise begibt, sondern in noch stärkerem Maße der Geist. Dergestalt, dass man am Ende der Wanderung ein anderer ist als davor.
Er schlängelt sich durch das weite, offene Leutaschtal zu den schönsten Fleckchen der Region, vom Burggraben Leutasch bis zur Wettersteinhütte und zurück. Wer mag, verlängert auf den Katzenkopf: Der 1. Winter-Weitwanderweg im Herzen Tirols offenbart die prächtigsten Plätze der Region Seefeld und Winterzauber von seiner schönsten Seite.
Wettersteinhütte im Winter - Leutasch
Echter Winterzauber
Weitwandern in der Leutasch heißt, in über 1.100 Metern Seehöhe durch unberührte Landschaften zu wandeln, weg vom dicht besiedelten Inntal, wo rege Betriebsamkeit herrscht, hinein in die idyllische Einsamkeit, die vielerorts kaum menschliche Einflüsse vermuten lässt. Deshalb ist das Hochplateau ein idealer Rückzugsort, um abzuschalten und zu sich selbst zu finden.
Schon Friedrich Nietzsche ließ seinen Zarathustra zum Nachdenken den Berg aufsuchen.
„Ich bin ein Wanderer und ein Bergsteiger, sagte er zu seinem Herzen, ich liebe die Ebenen nicht und es scheint, ich kann nicht lange still sitzen. Und was mir nun auch noch als Schicksal und Erlebnis komme, – ein Wandern wird darin sein und ein Bergsteigen: man erlebt endlich nur noch sich selber“, ließ er seinen Protagonisten dort sagen.
Teilnehmer in einer winterlichen Landschaft bei der dritten Etappe des Weitwanderns
Es wandert sich besser mit leichtem Gepäck
Tatsächlich ist dieses Auf-sich-selbst-zurückgeworfen-Sein, das man trefflich beim mehrtägigen Wandern erleben kann, ein äußerst intensives Gefühl, das mitunter auch ambivalent sein kann. Ein Bestandteil dieses erhebenden Zustandes ist die Besinnung auf das Wesentliche, auf das, was man mit sich führen kann. Der Ballast, der auf der Seele lastet, wird im Zuge des Gehens leichter, der tatsächliche Rucksack mit den notwendigen Dingen dagegen nicht. Deshalb sollte man beim Packen Sorgfalt und Zurückhaltung walten lassen. Das Gute: Der Winter-Weitwanderweg ist keine Selbstversorgertour, sondern eine Genusswanderung. Herzliche, traditionelle Gastgeber verzaubern Besucher und Gäste mit köstlichen Schmankerln, die während eindrucksvollen Panoramaaussichten sowohl die Geschmacksknospen als auch die Gefühle zum Tanzen bringen. In den Rucksack muss also wirklich nur das Nötigste. (Tipp: Eine Packliste gibt’s hier). Wer sich für eines der Packages entscheidet, das die Region Seefeld bereits fertig geschnürt hat, für den ist sogar ein eigener Gepäckservice inklusive.
Teilnehmer auf der dritten Etappe des Winterweitwanderns
„Gut geplant ist halb gewonnen“
Vier Tage ist man am Weitwanderweg unterwegs. Dabei legt man rund 54 Kilometer und 1.300 Höhenmeter zurück. Das ist nicht nichts. Und dennoch unglaublich befreiend. Wie immer am Berg ist dabei eine gute Planung essenziell, die Tour ist durchgängig mittelschwer. Schneeschuhe braucht’s dafür zwar keine, an der ein oder anderen Stelle ist das Tragen von Spikes bzw. Schuhketten jedoch durchaus empfohlen. Das Wichtigste ist eine durchdachte Tourenplanung und man sollte sein eigenes Können gut einschätzen können. Gerade am Berg ist es essenziell, sich gut vorzubereiten. Man muss wissen, wo man unterwegs ist, wie schwierig die einzelnen Touren und die Gesamtstrecke sind und wie das Wetter wird. Die einzelnen Etappen sind zwischen 9,5 und 16 Kilometer lang, die reine Gehzeit beträgt zwischen dreieinhalb und sechs Stunden. Hier gilt es, sich die Energie gut einzuteilen. Vor allem Etappe drei von Mösern auf die Wettersteinhütte hat es in sich. Belohnt wird man mit einer atemberaubenden Nacht auf dem Berg. Und die ist redlich verdient. Nach einem Aufstieg über 718 Höhenmeter ist jegliche Entspannung herzlich willkommen. Oben angekommen, empfiehlt es sich, einen kurzen und gerne auch längeren Moment innezuhalten und das fantastische Alpenpanorama zu genießen. Passt das Wetter, wird der Blick ganz weit. Sie alle liegen vor einem und lassen einem das Herz aufgehen: die Hohe Munde, die Bergwelten der Tuxer Alpen und die Gipfel der Stubaier. Die Wirtsleute Hans und Beate heißen außerdem mit einer ganz speziellen Rarität willkommen: ihrem blauen Enzianschnaps. Bewirtet werden nicht nur Weitwanderer, sondern auch alle anderen Übernachtungs- und natürlich Tagesgäste.
Sonnenaufgang mit Blick auf die Hohe Munde von der Wettersteinhütte - Leutasch
Wer es übrigens (noch) nicht ganz so weit mag, sucht sich sein ganz persönliches Stück vom Glück aus einem der 142 Kilometer langen geräumten und beschilderten Winterwanderwege der Region. Ganz ohne Stress und vor allem ganz ohne den Anspruch auf sportliche Höchstleistungen. Zwischen tief verschneiten Wäldern, beeindruckenden Schneewänden und urigen Hütten erwandert man die alpinen Winterwelten. Und vielleicht doch noch ein kleines Stück weiter, als man anfangs vielleicht wollte.
Mehr Infos zum Winter-Weitwandern finden Sie hier.
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