von Nicolas Lair
13. Dezember 2023
WINTER
Auf Geschenk-Mission am Seefelder Weihnachtsmarkt
Heiligabend steht schon fast vor der Tür und ich habe noch keine Weihnachtsgeschenke! Gott sei Dank weiß ich, dass es auf dem Weihnachtsmarkt in Seefeld jede Menge schöner Dinge gibt, die ich meinen Liebsten unter den Christbaum legen kann. Für mein Herzblatt und Oma Anni brauche ich selbstverständlich etwas Süßes, unbedingt etwas Gemütliches und auf jeden Fall etwas Einzigartiges. Im besten Fall stammen die Geschenke auch noch aus der Region. Ich mache mich auf die Suche!
Südtiroler Spezialitäten ziehen mich in den Bann
Markus Gurschler aus Südtirol an seinem Stand am Seefelder Weihnachtsmarkt.
Kaum am Weihnachtsmarkt angekommen zieht mich der Geruch von geschmolzenem Käse zur Hütte von Markus Gurschler aus Südtirol. Obwohl ich eigentlich nur zum Weihnachtsshopping gekommen bin, kann ich nicht widerstehen, eines seiner traumhaften Vinschgerl mit Raclettekäse und Speck zu probieren. Als ich die Spezialität aus Markus' Heimat - dem Vinschgau verzehre, erzählt er mir von seinen Produkten und deren Herstellung. In seinem sympathischen Dialekt erklärt er mir die enge Zusammenarbeit mit Dorfmetzger, Dorfbäcker und Senner und der Teil meines Herzens, der für Nachhaltigkeit schlägt, macht einen kurzen Aussetzer. Markus ist so etwas wie ein Urgestein am Seefelder Weihnachtsmarkt - schon seit 20 Jahren gehören er und seine Produkte zum Inventar. Da Raclette bei uns zu Hause ebenfalls zum weihnachtlichen Programm dazugehört, kaufe ich einen Laib Käse für Heiligabend und mache mich auf den Weg zum nächsten Stand.
Edle Kastanien und noch edlere Brände
Am Stand von Hannes Haslwanter sind nicht nur die Kastanien edel.
Dieses Mal ist es mein Gehörsinn, der mich zu meinem nächsten Ziel führt. Ein vertrautes Geräusch lockt mich an den Stand von Hannes Haslwanter. Als ich ankomme, bestätigt sich meine Vermutung. Hannes steht an seiner Maroni-Trommel und bringt die heißen Köstlichkeiten auf Temperatur. Während die Maroni vor sich hin rösten, schaue ich mir an, ob ich an Hannes' Stand ein passendes Geschenk ergattern kann. Bei den lokal produzierten Schnäpsen und Marmeladen fällt mir die Wahl wirklich schwer, aber ich habe Glück - Hannes hat ein Geschenkset mit dem besten aus beiden Welten für mich. Als ich nach der Erzeugung seiner Produkte frage, erzählt er mir, dass er und seine Frau alle Produkte am Stand fast komplett selbst produzieren. Während der Pandemie fassten sich die beiden ein Herz und sperrten innerhalb einer Woche ihren Stand in Seefeld auf. Mittlerweile sind sie auf Märkten in ganz Tirol vertreten. Mit dieser schönen Geschichte und den köstlichen Maroni in meinem Bauch verabschiede ich mich und begebe mich zur nächsten Hütte.
Nicht nur der Christbaum mag Schmuck
An Maria Anderlans Stand kann man das ein oder andere Schmuckstück finden.
Weil (fast) keine Frau schönem Schmuck widerstehen kann und ich den Geschmack meiner Herzdame (offensichtlich) kenne, musste ich an Maria Anderlans Stand nicht lange überlegen, was ich in meine Tüte packe. Weil mich Maria auch noch gleich zu einer ihrer hinreißenden Engelsfiguren für Oma Anni überreden kann, habe ich noch Zeit mich mit Maria zu unterhalten - welche mir sofort die eine Anekdote aus ihren 16 Jahren hier am Christkindlmarkt in Seefeld erzählt. Gerade vor wenigen Tagen verlängerte ein Paar aus Braunschweig seinen Urlaub in Seefeld mehr oder weniger freiwillig, weil so viel Schnee in der Region Seefeld gefallen war. Dadurch hatte das Paar aber noch die Möglichkeit, den Seefelder Weihnachtsmarkt zu besuchen. Dort trafen sie auf Maria und ihre Hütte, wo sie im Jahr zuvor selbstgestrickte Patschen (Hausschuhe) für ihren Nachwuchs gekauft hatten. Sofort erinnerten sie sich an den Einkauf bei Maria und nahmen ein neues Paar Patschen für ihren Sprössling mit, welcher dem alten Paar mittlerweile entwachsen war.
Ich stehe neben den Patschen
Wer auf der Suche nach Schafprodukten ist, wird am Stand von Klaus Fuchs garantiert fündig.
Mit der süßen Patschen-Geschichte im Hinterkopf begebe ich mich zum Stand von Klaus Fuchs. Ich erinnere mich dunkel an einen sehnlichen Wunsch der beiden Frauen, für die ich mich erst auf dieses Abenteuer begeben habe: "Filzdoggln". Für einige jetzt wohl ein Fremdwort: Filzdoggln sind gemütliche, handgefertigte Hausschuhe aus Schaffell. Zu meinem Glück muss ich am Stand von Klaus Fuchs nicht lange suchen, da habe ich schon zwei Paar Doggln in der Hand. Klaus erklärt mir die Herstellungsschritte dieses alten handwerklichen Verfahrens und kann mich danach auch noch von einer flauschigen Mütze vom Merinoschaf überzeugen. Von Klaus - der gefühlt meine Gedanken lesen kann - möchte ich wissen wie es eigentlich ist, den Seefelder Weihnachtsmarkt von "innen", also aus Verkäufer-Perspektive zu sehen. Er erzählt mir von der wertvollen "Zeit", die er hier verbringt. Er zieht einen Vergleich mit einem Kaufhaus und drückt seine Freude über die Zeit aus, die man hier am Weihnachtsmarkt hat, um sich richtig mit seinen Kunden zu unterhalten.
Geht's den Bienen gut, geht's uns allen gut!
Honig-Fans kommen am Seefelder Weihnachtsmarkt nicht am Stand von Ferdi's Imkerei vorbei.
Kaum bin ich an meiner letzten Station für heute angekommen, führe ich mir auf Anraten von Berufsimker Ferdinand "Ferdi" Schot einen selbstgemachten Honigzirbenschnaps zu Leibe. Heute geht mein Shopping-Tag wohl etwas heiter zu Ende! Da ich ein großer Zirben-Fan bin, musste ich unbedingt wissen, wie diese Kombination schmeckt und ich kann sagen, das ist eine echte Spezialität. Weil ich mir sicher bin, dass dieser auch in gemütlicher Runde zu Hause gut ankommen wird, nehme ich gleich ein Exemplar mit. Ferdi erzählt mir von seinem Sortiment, zu dem mit seinem selbstgemachten Honigwein auch das wohl älteste alkoholische Getränk der Welt zählt. Es ist allerdings ein anderer Trunk, der die meisten Besucher des Seefelder Weihnachtsmarkts begeistert. Der jede Nacht frisch gekochte Punsch, der durch Ferdis Honig seinen einzigartigen Geschmack bekommt, ist eine der Köstlichkeiten, die man am Seefelder Weihnachtsmarkt einfach probiert haben muss.
Das Abenteuer geht weiter...
Die Standler tragen einen großen Teil zum besonderen Flair des Seefelder Weihnachtsmarkts bei.
Wer seinen Weihnachtseinkauf auch noch nicht erledigt hat oder einfach Lust auf geniale kulinarische Spezialitäten hat, dem kann ich den Weihnachtsmarkt in Seefeld wärmstens ans Herz legen. Ich hätte mir gerne auch noch alle anderen Standln mit ihren Leder-, Holz- und Stoffsachen angesehen und noch einen Kiachl oder Krapfen gegessen. Da ich aber versprochen habe, pünktlich zum Abendessen daheim zu sein, muss ich mein Abenteuer am Seefelder Christkindlmarkt an einem anderen Tag fortsetzen. Zu meinem Glück geht das Markttreiben in Seefeld auch nach dem 24. Dezember weiter. Dieses Jahr bleiben die Standln und ihr winterlicher Charme noch bis 7. Jänner bestehen.
Kinder, Engel, Leutasch und Scharnitz
Wer (wie ich) nie genug vom winterlichen Markt-Feeling bekommen kann, dem lege ich auch die Christkindlmärkte in Leutasch und Scharnitz ans Herz. Ich habe heuer bereits beide besucht und ich kann sagen: Beide haben auf ihre ganz eigene Weise einen besonders gemütlichen Charme. In Leutasch findet an drei Sonntagen im Advent der Leutascher Museumsadvent samt Christkindlmarkt statt. Dort gibt es von historischen Lesungen, bis hin zur Museumsführung jede Menge zu erleben. Auch in Scharnitz gibt es immer Anfang Dezember einen kleinen Adventmarkt mit saisonalen Schmankerln, handgemachten Herzlichkeiten und authentischer Tiroler Geselligkeit. Beide kann ich nur wärmstens empfehlen!
Bevor ich nun endgültig mit meinem Einkauf nach Hause gehe, hole ich noch schnell die Kinder ab, gebe mit ihnen die Wunschlisten für das Christkind beim Engerlpostamt ab und überlege mir schonmal, wie ich die Geschenke vor meinen Damen verstecken kann.
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