von Zeit.los Magazin
22. Januar 2024
Die Kunst der Loipenpräparierung
Auf Spur
Schneesicher und umrandet von beeindruckenden Berggipfeln bietet die Region Seefeld – Tirols Hochplateau die perfekte Kulisse für ein großflächiges und abwechslungsreiches Langlaufgebiet. Hinter den täglich frisch gespurten und perfekt präparierten Loipen steckt jede Menge Know-how und ein Team, das rund um die Uhr einsatzbereit ist.
Die Kunst der Loipenpräparierung: Hinter den Kulissen
Dort wo das Tal sich zu einem weitläufigen Hochplateau öffnet und zwischen beeindruckenden Berggipfeln die verschneite Landschaft im Sonnenlicht glitzert, dort ziehen in der Winterzeit Skater und klassische Langläufer ihre Runden. Über 245 bestens präparierte Loipenkilometer für alle Ansprüche locken nicht nur zahlreiche Freizeitsportler in die Region, sondern sind auch Austragungsort sportlicher Wettbewerbe. Breite und weltmeisterliche Streckenabschnitte für den Skating- oder Klassikstil sowie für den immer beliebter werdenden Biathlon bieten Langläufern ein wahres Eldorado an Möglichkeiten. Von der gemütlichen Genussrunde durch das Leutascher Hochtal bis zum professionellen Spitzensport in der Seefelder Sportsarena reicht das Repertoire des schneesicheren Hochplateaus. Das großflächige Langlaufareal verbindet die Orte der Region und wartet mit täglich frisch gespurten Langlaufstrecken auf.
Von Know-how und Einsatzbereitschaft: Die Meister der Loipenpräparierung in Aktion
Hinter diesem idyllischen Langlaufeldorado steckt jede Menge Know-how und ein Team, das mit großer Einsatzbereitschaft und bei jeder Witterung dafür Sorge trägt, dass die Loipen den Profi- wie Freizeitsportlern in einwandfreiem Zustand zur Verfügung stehen. „Das beginnt bereits im Oktober mit dem Mulchen der Loipen und diversen Aufbauarbeiten“, sagt Wolfgang Kratzer, Loipenmeister und stellvertretender Leiter des Technical Center Seefeld. „Brücken über Bäche und Tümpel, die nach der Saison im Frühjahr abgebaut wurden, werden im Herbst erneut errichtet, die Loipenbeschilderung wird wieder aufgestellt. Ab November beginnen wir dann mit dem Bereitstellen der Schneekanonen, die ab einer Außentemperatur von minus vier Grad zum Einsatz kommen“, erklärt der erfahrene Loipenmeister.
Sobald die Temperaturen den Einsatz der Schneekanonen erlauben, wird Schnee in größeren Mengen produziert und die großen Schneehaufen mittels Maschinen auf die Loipen verschoben. Sieben Pistenbully 100 und ein Prinoth Bison stehen dem für die professionelle Präparierung der Loipen zuständigen Team zur Verfügung. Denn Pistenpräparierung gleicht einer Wissenschaft. „Es ist für die Langlebigkeit der Loipe wichtig, dass die erste Schicht am Boden sehr gut durchgefroren ist. Der richtige Schichtenaufbau spielt für die Qualität und Beständigkeit einer Loipe eine wesentliche Rolle“, weiß Kratzer.
Es ist für die Langlebigkeit der Loipe wichtig, dass die erste Schicht am Boden sehr gut durchgefroren ist. Der richtige Schichtenaufbau spielt für die Qualität und Beständigkeit einer Loipe eine wesentliche Rolle.
Wie auch bei Alpinskipisten ist es wichtig, dass die Pisten über Nacht Zeit zum Ziehen haben. Dieses sogenannte „Sintern“ – eigentlich ein Verfahren aus der Metallverarbeitung – bedeutet auf den Schnee bezogen, dass die Schneekristalle durch die gegenseitige Berührung verschmelzen und dabei Grenzflächenenergie abgeben. So verfestigt sich der Schnee und kühlt ab. Je näher die Temperatur bei null Grad liegt, desto besser sintert der Schnee. Dieser Prozess braucht Zeit, weshalb nach der Pistenpräparierung in der Regel eine Ruhezeit von etwa acht Stunden notwendig ist. „Aus diesem Grund fahren unsere acht Fahrer nach Pistenschluss mit den Spurplatten, damit die Loipen über Nacht Zeit zum Ziehen haben“, erklärt Kratzer damit auch die Tatsache, dass es den frisch gespurten Loipen gar nicht gut bekommt, wenn sie in den Stunden nach der Präparierung befahren werden. „Wenn wir Langläufer nach Loipenschluss vorfinden, bitten wir Sie daher höflich, das Langlaufen außerhalb der Öffnungszeiten zu beenden.“
Perfektes Timing und Flexibilität: Das Geheimnis der Loipenpräparierung enthüllt
Grundsätzlich ist der beste Zeitpunkt zum Präparieren kurz vor dem Gefrierpunkt. Bei niederschlagsfreiem Wetter startet die Crew gegen 17:30 Uhr mit den Präparierarbeiten der Loipen und arbeitet in der Regel bis etwa 20 Uhr. „Bei Betrieb der Nachtloipe A1 in Seefeld von Montag bis Freitag von 17 bis 21 Uhr spuren unsere Fahrer die Loipe im Anschluss. Wird es im Frühjahr länger hell, starten wir dementsprechend später“, so der Loipenmeister. Die Entscheidung, wann letztlich der optimale Zeitpunkt zum Präparieren ist, hängt von mehreren Faktoren ab: Ist der Schnee trocken oder nass? Wird er sich in den nächsten Stunden abkühlen oder erwärmen? Wird es Niederschlag geben oder nicht? „Bei Neuschnee über Nacht fehlt die Zeit zum Sintern, was die Stabilität und Haltbarkeit der Loipe beeinträchtigt. Sind größere Neuschneemengen zu erwarten, ist die Crew rund um die Uhr im Einsatz, um die lockeren Neuschneemengen zu verfrachten und zu präparieren“, zeigt sich der Loipenmeister sehr dankbar seinem Team gegenüber, das während der Wintermonate überaus flexibel einsatzbereit sein muss und auch ist.
Auch wenn die Region Seefeld als schneesicher gilt, lässt doch zu Beginn der schönsten Jahreszeit der erste Schnee manchmal auf sich warten. Für die nordische Wettkampfvorbereitung garantiert das ressourcenschonende Snowfarming-Projekt in Leutasch – wenn es die Temperaturen und Verhältnisse erlauben – bereits ab Mitte November die erste Trainingsloipe der Saison. „Dabei wird der Schnee im Winter davor produziert und in einem großen Haufen mit Hackschnitzel abgedeckt. So kühlt sich der Schnee unter der Hackschnitzelschicht selbst und wird im Herbst wieder abgedeckt und sobald es die Witterung Mitte November zulässt, auf die sogenannte Snowfarming-Loipe verbracht“, beschreibt Kratzer, wie mit diesem aus Skandinavien und Davos erfolgreich angewandten Projekt auch in der Region Seefeld für einen zeitigen Saisonstart gesorgt wird.
Perfekt präpariert
Die Loipen des Hochplateaus werden für Skating und Klassisch täglich extra breit gespurt und perfekt präpariert. Die Loipen sind – wenn nicht anders gemeldet – täglich von 9 bis 16:30 Uhr in Betrieb. In Seefeld wird von Montag bis Freitag die Nachtloipe A1 von 17 bis 21 Uhr außerdem mit Flutlicht beleuchtet. In 14 Betrieben quer über das Hochplateau kann man die Langlaufausrüstung ganz bequem ausleihen. Am gesamten Hochplateau gilt das Loipen- zudem auch als Busticket. Und wer hinterher noch etwas Entspannung sucht, findet rundum die besten Wellnessbetriebe der Region.
Zum Loipenbericht der Region Seefeld geht's hier
Und wem das noch nicht genug Einblicke in die Kunst der Loipenpräparierung sind, kann hier seinen Wissensdurst stillen.
Das zeit.los Magazin schreibt die schönsten Geschichten von Tirols Hochplateau: über seine Menschen, einzigartige Orte und alle Abenteuer, die man auf 1.200 Metern erleben kann. Das Magazin erscheint 2x jährlich – im Sommer wie Winter – und liegt gerne zur Entnahme auf.
Blog Tags
Teilen