von Kathrin Ebenhoch
02. März 2023
Sommer
Eine Reise zu mir vor der Aufgehenden Bergsonne
...oder was eine Sunrise Yoga Session am Seefelder Joch mit Marcel Clementi verändern kann...
Wenn morgens um 3:50 Uhr der Wecker klingelt, gehöre ich nicht zu den Menschen, die frisch und motiviert aus dem Bett springen. Auch bin ich keine große Yogaanhängerin – ein paarmal hab‘ ich es schon versucht, habe sehr wohl auch die positiven Effekte auf Körper und Geist bemerkt, drangeblieben bin ich deswegen aber nicht. Trotzdem hat mich die Werbeankündigung zum Sunrise Yoga mit Marcel Clementi auf der Rosshütte irgendwie nicht mehr losgelassen. Und so hat mein Wecker im Juli 2022 also tatsächlich um 3:50 Uhr geklingelt, und ich bin aufgestanden – nicht frisch und strahlend – aber gespannt und doch auch ein bisschen motiviert.
Als ich wenig später mit Matte, Tee und warmen Klamotten zur Talstation der Rosshüttenbahnen marschiere, ist die Müdigkeit schnell verflogen – denn ich bin nicht allein. Gefühlt tauchen aus allen Ecken Seefelds in Jacken und Schals vermummelte Gestalten mit Yogamatten unter dem Arm auf. Ich sehe das ein oder andere bekannte, einheimische Gesicht; es mischen sich aber auch viele fremde darunter. „Wir haben noch ein letztes Erlebnis für unseren Abreisetag gesucht“, erzählen zwei jungen Frauen aus Deutschland, die mit mir zur Bahn spazieren. „Ich nehm‘ das als Urlaubsstart und bin heut schon um 1:40 Uhr losgefahren“, meint eine Dame aus Bayern.
Als die Standseilbahn um 4:30 Uhr losfährt, ist sie erfüllt vom aufgeregten Getuschel der rund 100 Teilnehmer, die oben am Seefelder Joch mit Clementi die Sonne auf ganz spezielle Weise begrüßen wollen.
Oben angekommen empfangen uns die Kühle des Sommermorgens am Berg, sanfte, sphärische Klänge und ein gut gelaunter Marcel Clementi: „Nehmt euch Zeit, nachzufühlen, was Freiheit für euch ist – denn das ist unser heutiges Thema.“ Und so sitze ich nun auf meiner Matte, schließe die Augen, spüre die frische Morgenluft auf meinem Gesicht und plötzlich ist in meinem Inneren unheimlich viel Platz. Es klingt ein bisschen kitschig, aber dieser Moment um 5:00 Uhr am Seefelder Joch, knapp 1000 Meter über meinem Alltag fühle sich richtig nach Freiheit an. Clementi nimmt unsere Gedanken auf und erzählt ganz persönlich, dass auch für ihn jedes Mal wieder das Gefühl von Freiheit aufkommt, wenn er frühmorgens zu seinen Sunrise Yoga Sessions in Seefeld aufbricht.
Im Moment angekommen, folgen dann Bewegungen, Yoga-Flows und für mich – zugegeben – manch‘ körperliche Herausforderung. Doch Clementi schafft es mit seiner sympathischen Art, jedem von uns das Gefühl zu geben, dass wir das prima machen. „Denkt dran, beim herabschauenden Hund haben wir Scheinwerfer am Po, um den Himmel anzustrahlen“ – ein Kichern geht durch die Menge – „ihr könnt nichts falsch machen, beim Yoga ist alles so wie es ist“ – Aufatmen – „die, die es besser können, haben es einfach schon öfter probiert“ – der Gedanke, doch öfter mal auf die Yogamatte zu gehen, beginnt sich langsam in meinem Hirn festzusetzen.
Irgendwann blinzelt dann die Sonne über die Bergspitzen des Karwendels und alle halten inne. Und natürlich wird das ein oder andere Handy gezückt, um diesen magischen Moment festzuhalten „Wir verpassen in solchen Momenten nie, das Handy rauszuziehen um zu filmen, aber damit oft diese einfach zu erleben“, erinnert Clementi sanft. Ich fühle mich ertappt, lege das Handy weg und atme nochmal durch, schließe die Augen, lasse die Sonne meine Lider kitzeln und muss zugeben, dass innere Bild, das dabei entsteht ist großartig – viel schöner als jedes noch so tolle Handyfoto.
Zum Ausklang gibt uns Clementi dann noch ein paar seiner Lebensweisheiten mit: Erzählt wie sein Opa ihm geraten hat, das Gesicht immer der Sonne zuzuwenden, damit die Schatten hinter ihn fallen. Oder erklärt, dass halb leere Gläser in einer Zeit, in der alles voll und perfekt sein muss, viel besser sind, weil in ihnen noch viel Platz für Neues ist. Manches mag nach Kalenderspruch klingen oder altbekannt sein, trotzdem haben diese Sätze, die der Tiroler mit einfacher Ehrlichkeit ausspricht, dort oben am Seefelder Joch eine gewisse Kraft etwas anzustoßen.
So suchen nach dem Ende der Yoga Session noch viele die Nähe von Clementi, fragen nach, machen ein gemeinsames Bild, lassen sich eine Übung zeigen. Der gebürtige Innsbrucker geht geduldig und lächelnd auf alles ein, nimmt sich Zeit.
Auch später beim Frühstück, das alle vor der Talfahrt im Restaurant der Bergstation Rosshütte noch genießen können, ist er für jeden da, der noch etwas wissen will. Die Ruhe des Yogamorgens ist fröhlichem Gelächter gewichen. Und doch drehen sich fast alle Gespräche um die vergangenen zwei Stunden. Denn irgendwie haben sie etwas mit uns gemacht. Auch mit mir: Ich bin zwar nicht zum Frühaufsteher und fanatischen Yogi mutiert – aber ein paar Flows habe ich mittlerweile in meinen Alltag eingebaut, die Termine für die nächsten Sunrise Sessions in meinem Kalender vorgemerkt, und ich liebäugle sogar schon mit dem nächsten Good Vibes Festival, das von 30. Juni bis 02. Juli 2023 in Seefeld stattfinden wird und nicht nur zwei Stunden, sondern drei Tage Yoga mit Clementi und einigen seiner liebsten Kollegen aus dem In- und Ausland bietet.
Die nächsten Yoga-Termine in der Region:
* 10.06.2023
* 12.08.2023
Teilen